Gerhard Matzig

Erfahrungsbericht

Was ich dem Passauer Modell verdanke? Alles! – Halt, das geht nicht, das ist pathetisch und somit im zwangsironischen Feuilleton der SZ, dort also, wo ich seit einigen Jahren als Leitender Redakteur arbeite, streng verboten. Nicht verboten ist dagegen der Hinweis, dass es auch im Feuilleton nicht schadet, den Journalismus als Profession zu betrachten und das entsprechende Handwerkszeug zu würdigen. Erlernt habe ich dieses vor allem in Passau, in der Lokalredaktion zum Beispiel, oder in der Nachrichtenabteilung, im Wirtschaftsressort, schließlich auch im PNP-Feuilleton. Dazu gab es Praktika bei Zeitschriften in Hamburg und Berlin. Und vor allem gab es einen nervenstarken Ausbildungsleiter, der all meine Studien- und Ortswechsel zwischen Medizin, Jura, Politischen Wissenschaften und Architektur mit Großmut ertragen hat. Kurz: Ich habe die Ausbildung in bester Erinnerung. Sie ist individuell, abwechslungsreich und lässt einen über all die Tellerränder blicken, die auch im Journalismus manchen interessanten Blick verstellen. Inzwischen unterrichte ich selbst semesterweise an der Deutschen Journalistenschule in München und als Honorarprofessor Architekturtheorie in Wien, und auch aus dieser Perspektive lässt sich sagen: Das Passauer Ausbildungsmodell gehört zu den großen Journalismus-„Schulen“ in Deutschland. Und wenn das auch nicht alles ist, was ich dem Passauer Modell verdanke, so ist es doch eine ganze Menge.

Gerhard Matzig war von 1987 bis 1992 Stipendiat. Er ist heute Feuilletonjournalist und Architekturkritiker der Süddeutschen Zeitung, von 2009 bis 2013 auch Leiter der SZ Wochenende. Nebenbei arbeitet der mehrfache Buchautor als Dozent und Honorarprofessor.